Zur Idee der Ausstellung
In den 25 Jahren seines Bestehens war und ist das FamilienZentrum wichtige Anlaufstelle für eine Vielzahl von Menschen. Unter diesen waren auch stets Migrantinnen und Migranten: aus der Türkei, dem Irak, aus den ehemaligen GUS-Staaten und seit 2015 auch aus Syrien, Eritrea, Somalia und Afghanistan.
Die Flucht aus der Heimat veränderte das Leben all dieser Menschen radikal. Denken und Handeln sind geprägt von dem Spagat zwischen alter und neuer Heimat. Erinnerungen, Schmerz, die Sorge um die verlassene Familie – all das sind Themen für Geflüchtete, die ihr Leben bestimmen und die innerhalb migrierter Familien weitergegeben werden.
Diese Ausstellung möchte einerseits aufmerksam machen auf die Notwendigkeit der Unterstützung, die geflüchtete Menschen für gelingende Integration brauchen.
Genauso aber möchte sie darauf hinweisen, dass Hessen – und letztlich Deutschland – schon immer ein Einwanderungsland war: Rund ein Drittel der Menschen in Hessen haben in ihren Familien Migrationserfahrungen.
Mit dieser Ausstellung will das FamilienZentrum den Menschen, die auf ihrer Flucht zu uns gekommen sind, ein Gesicht geben. In den Erzählungen der interviewten Menschen geht es erschütternd oft um Leben und Tod. Es geht um die Trauer, die Heimat auf unbestimmte Zeit nicht wiedersehen zu können, und es geht um die Hürden beim Ankommen in dem Land, das neue Heimat werden soll.
Die Frage, was man auf eine solche Flucht mitnimmt, wurde in den Gesprächen oft gestellt. Es gibt dabei so vielfältige Antworten, wie es Menschen gibt. Mal wurde ein besonderer religiöser Gegenstand eingepackt, mal ein Schutzzeichen mitgegeben. Manchmal waren es Alltagsgegenstände. In der Regel verbirgt sich dahinter der unbewusste Gedanke, die eigene Identität bewahren zu wollen. Und immer stellen diese Gegenstände Übergangsobjekte dar, die gleichermaßen für den Verlust der alten Heimat und für das Ankommen in der neuen stehen. Dabei ist bemerkenswert, dass die emotionale Aufladung mitunter erst im Laufe der Jahre entstand – dann aber über Generationen in der Familie mit diesem Gegenstand weitergegeben wurde.
Die Ausstellung zeigt Menschen aus verschiedensten Lebenswelten, die doch über die Fluchterfahrung miteinander verbunden sind. Ihr geht es darum, diesen Menschen ein Gesicht zu geben. Denn allzu oft werden diese auf ihren Status als Geflüchtete reduziert und damit stigmatisiert. Dabei geht es darum zu erkennen, dass Flucht und Vertreibung zur Menschheit genauso dazugehören wie Aufnahme und Integration. Es gilt dabei immer Geflüchtete als Menschen, als Nächste anzunehmen. Und erst die Annäherung an die Geschichte des Anderen offenbart sein Wesen. Dadurch erst kann sich Mitgefühl entfalten und wir alle können Mensch werden.